Der nächste Mitarbeiter mit 30-jährigem Firmen-Jubiläum – Nordin Dahmani, der Entwickler des trend-ERP Leitstands


11.10.2021 Dennis Ruf Interview


Seit 1991 ist Nordin Dahmani bei trend SWM im Team der Softwareentwicklung und hat 2010 dem trend-ERP Leitstand das Leben eingehaucht. Wir freuen uns heute mehr über Ihn zu erfahren.

Hallo Herr Dahmani, stellen Sie sich doch bitte kurz vor.

Ich bin, wenn auch Franzose, in Deutschland geboren. Mein Vater war über 20 Jahre lang in Deutschland stationiert und ich besuchte in meiner Jugend immer französische Schulen. Die gab es damals fast in jeder Garnison.

Später habe ich in Frankreich Jura und Germanistik studiert, zu einer Zeit, in der ich noch keine genauen Vorstellungen hatte, was ich später überhaupt beruflich machen und erreichen möchte. Als mir mein zukünftiges Berufsumfeld klar wurde, habe ich in Deutschland eine Ausbildung zum fremdsprachlichen Wirtschaftskorrespondenten in Französisch, Englisch und Deutsch abgeschlossen. Um das Ganze abzurunden, habe ich zusätzlich eine Ausbildung zum Organisationsprogrammierer an einem Stuttgarter Institut absolviert.

Mittlerweile bin ich seit 30 Jahren bei trend SWM für den Bereich Produktion zuständig und seit knapp 11 Jahren auch für die Entwicklung und Einführung unseres hauseigenen trend-Leitstand verantwortlich.

Privat bin ich seit über 20 Jahren verheiratet und habe zwei Kinder die fleißig studieren, wie es so schön heißt.

Warum haben Sie Ihre berufliche Zukunft damals in der IT-Branche gesehen?

Jeder der in, oder mit einem Softwarehaus gearbeitet hat, weiß was einen in diesem Beruf erwartet. Ein spannender Job mit einem breiten Spektrum an Aufgaben, von der Beratung über die Programmierung, bis hin zu einer engen Zusammenarbeit mit den Kunden und Kollegen. Vor allem aber die Herausforderung auch in kritischen Situationen die Übersicht zu behalten und pragmatische Lösungen auszuarbeiten, hat mich gereizt.

Wie sind Sie 1991 eigentlich zu trend gekommen?

Ich habe vorher zwei Jahre lang in der Nähe von Stuttgart bei einer Unternehmensberatung gearbeitet, welche zudem Vertriebspartner der IBM war. Hier habe ich softwareseitig den Bereich Produktion kennengelernt und es waren zwei sehr lehrreiche Jahre, die ich dort verbracht habe. Wir waren unter den ersten Firmen, die Kunden mit einer AS/400 hatten, das war damals schon sehr spannend. Die Firma hatte dann finanzielle Schwierigkeiten und sollte neu strukturiert werden. Da ich jeden Tag mit dem Zug von meinem damaligen Wohnort Offenburg nach Stuttgart gefahren und dabei ca. 4 Stunden in Zug und Bus gesessen bin, nahm ich dies zum Anlass mich nach einem neuen Arbeitgeber umzuschauen.

Ich meldete mich montags beim Arbeitsamt als arbeitssuchend und bekam bereits Mittwochabend einen Anruf von trend SWM. Mein Vorstellungsgespräch hatte ich vier Tage später am Sonntagmorgen. Die informelle Zusage bekam ich noch am gleichen Tag und den Vertrag am Anfang der Folgewoche. Der Rest ist Geschichte.

Also haben Sie sowohl die Anfänge der AS/400 als auch die von trend SWM miterlebt. Wie war es für Sie bei trend den kompletten Produktionsbereich auf der AS/400 zu programmieren?

Wie gesagt, ich hatte mich in der Vorgängerfirma exklusiv um den Produktionsbereich gekümmert, da lag es bei trend nahe, meine Erfahrung in das ERP-System miteinfließen zu lassen. Zum Zeitpunkt meines Eintritts bei trend, gab es zwar bereits ein Vertriebs- und ein Lagermodul, aber noch keinen in sich geschlossenen Produktionsbereich. Das hat auch noch einige Jahre gedauert, bis wir schließlich so weit waren und intern mit dem Ergebnis zufrieden sein konnten. Die Anforderungen an eine Produktion wachsen allerdings weiterhin ständig. Daher steht die Weiterentwicklung des Produktionsbereichs im trend-ERP System niemals still und wird auch zukünftig weiter ausgebaut.

2010 haben Sie begonnen den trend-ERP Leitstand zu entwickeln und erweitern ihn ebenfalls ständig. Wo holen Sie sich die ganzen Innovationen her?

Zuerst muss ich sagen, dass die Entscheidung einen eigenen Leitstand zu entwickeln nicht selbstverständlich war. Die rein wirtschaftliche Seite diktierte uns zuerst einen Partner zu suchen, der in diesem Bereich schon Erfahrung hatte und dessen Produkt gleich bei unseren Kunden installiert werden konnte. Wir starteten mit zwei unserer Kunden Pilotprojekte, welche wir leider aber kurz vor der Zielgeraden in Rücksprache mit dem damaligen Partner vorzeitig beenden mussten. Es ging dabei nicht um mangelnde Kompetenz, sondern eher um die zeitliche Verfügbarkeit für den Kunden. Diese war zu diesem Zeitpunkt nicht gegeben, daher mussten wir die Pilotprojekte wieder einstellen und standen nun vor der Frage: Wie geht es weiter? Wir wollten uns hier nicht in eine Situation bringen, in der wir bei unseren Kunden auf Probleme und Anforderungen nicht zeitnah und effektiv reagieren können. Das veranlasste uns den eigenen trend-Leitstand zu entwickeln.

Somit komme ich auch auf die eigentliche Antwort dieser Frage. Innovationen hole ich mir durch die Branchenvielfalt unserer Kunden und den unterschiedlichen Anforderungen bzw. Gesprächen in den einzelnen Projekten. Zudem gibt es bei Schnittstellenanbindungen im BDE bzw. MDE-Bereich, aber auch bei regelmäßigen Messebesuchen genügend Anlässe für einen Informationsaustauch und den entstehenden Synergieeffekten. Über die Sozialmediakanäle wie Linkedin und Xing lassen sich auch die eine oder andere Idee vertiefen und Trends erkennen. Das Spektrum ist somit sehr vielfältig.

30 Jahre für das gleiche Unternehmen zu arbeiten kommt heutzutage nicht mehr so häufig vor, was macht trend als Arbeitgeber so besonders?

Das muss jeder, der bei uns arbeitet, für sich selbst entscheiden. Was mich betrifft ist es die Kombination aus Kundenvielfalt, dem Freiraum bei der Gestaltung seiner Arbeit und dem zum Teil einzigartigen Kontakt, welchen wir mit unseren Kunden pflegen. Sie werden sicherlich, wie bei jedem Dienstleister, Kunden finden, für die so etwas nicht unbedingt relevant ist, aber für mich und ich denke auch für meine Kollegen, ist jeder Kunde vorrangig ein Mensch. Unsere Kunden haben jederzeit die Möglichkeit uns über die direkte Durchwahl zu kontaktieren, das ist in Softwarehäusern sehr unüblich. Wir unterstützen bei der Fehlersuche und beraten die Kunden zum Teil auch direkt am Telefon, ohne auf die Uhr zu schauen und gleich eine Rechnung auszustellen. Über die Jahre entwickeln sich so de facto »Freundschaften«, die verbinden.

Bei so engem Kundenkontakt haben Sie in den letzten 3 Jahrzenten doch bestimmt einiges bei trend erlebt, wie war die Zeit für Sie?

Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Es gibt kein Projekt bzw. keinen Kunden, welchen ich bevorzugen würde. Das hört sich jetzt ein wenig so an, als ob ein Politiker antwortet bzw. der Frage ausweichen möchte. Der Grund ist aber ein anderer.

In einem Projekt war und bin ich immer noch 100%ig mit Herz und Seele dabei. Da bin ich zum Glück nicht allein, das ist bei den Kollegen auch nicht anders. In den letzten Jahren hat sich in der Branche allerdings auch vieles geändert. Generell sind in der IT über die Jahre neue Begriffe und somit auch Funktionen aufgetaucht wie z.B. Chief Data Officer, Data Governance, Data Analyst usw. die auch alle ihre Daseinsberechtigung haben. Mir kommt es dennoch so vor, als wären diese Sachen nicht unbedingt neu, aber die Sensibilität, der Umgang mit den Daten und die Erwartungen an die IT sind zu recht gestiegen. Diesen Ansprüchen gerecht zu werden, rückt sowohl beim Kunden als auch beim Dienstleister immer weiter in den Mittelpunkt. Ich treffe im Vergleich zu früher fast keinen Ansprechpartner mehr bei unseren Kunden (wenn überhaupt) die nicht IT-affin sind.

Sie sind ja nicht nur in der Entwicklung sehr eingespannt, sondern betreuen unsere Kunden auch direkt in den Projekten. Welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht?

Jemand der Menschen nicht mag, hat meiner Meinung nach in dem Beruf nichts zu suchen. Natürlich gibt es auch hier »schwierigere Menschen«, die gibt es allerdings überall. Letztendlich ist es in den Projekten immer ein Summenspiel. Die Summe dessen was die Teilnehmer miteinander verbindet ist allerdings meistens grösser als die Summe, welche Sie voneinander trennt.

Vor ca. 20 Jahren hatten wir z.B. einen Kunden, dem ich davon abraten wollte Minusbestände im Lager einzuführen. Ich kam gar nicht so weit den Grund hierfür zu geben. Der Kunde antwortete ganz entsetzt: »Sie werden doch wohl ein Minus vor der Zahl programmieren können!« Ich konnte über seinen Kopf die Sprechblase sehen mit dem Inhalt: »Dafür bezahle ich dich schließlich!« Wir haben dann kontrovers miteinander diskutiert und schließlich eine für den Kunden zufriedenstellende Lösung gefunden.

Solche Situationen waren und sind zum Glück die Ausnahme. Das Verhältnis zu den Kunden ist sehr freundschaftlich. Dass es in den Projekten gelegentlich zu Reibungspunkten kommt, ist über die vielen Jahre der Zusammenarbeit natürlich auch klar, aber wenn man sich mit Respekt und auf Augenhöhe begegnet sind das am Ende eher konstruktive Gespräche, aus denen eine vernünftige Lösung resultiert, anstatt ein Problem entsteht.

Wie ist es für Sie zwischen Frankreich und Deutschland zu pendeln?

Damit habe ich keine Probleme. Damals habe ich noch in Offenburg gewohnt und bin von dort gependelt. Erst 1993 bin ich nach Straßburg umgezogen. Meine Frau ist Französin und arbeitete auch in Frankreich. Ich war durch meine früheren Tagesfahrten nach Stuttgart an schlimmeres gewohnt als »nur 100 Kilometer mit der Bahn« zu fahren. Außerdem gibt es bei trend die Möglichkeit aus dem Home-Office zu arbeiten. Das nutze ich seit über 20 Jahren und bin seither mindestens einmal in der Woche im Home-Office. Meine Familie freut sich dann natürlich auch, wenn ich von zuhause aus arbeite.

Wenn Sie mal nicht gerade am Programmieren oder in Kundenprojekten sind, wie gestalten Sie Ihre Freizeit?

Wenn man so gut wie jeden Tag von 6:00 – 20:45 Uhr unterwegs ist, dann bleibt nicht mehr viel Zeit für Familie, Freunde und Freizeit. Ich laufe sehr viel und betreibe auch Wing Tsun, das ist eine chinesische Kampfkunst. Hier habe ich meinen 2. Technikergrad, das entspricht einem 2. Dan. Corona bedingt ist es derzeit in diesem Bereich allerdings sehr ruhig. Ich hoffe, dass ich das Training Ende September wieder aufnehmen kann.

30 Jahre bei trend, da steht Ihr Ruhestand doch bald vor der Tür. Gibt es bei Ihnen und bei trend bereits Pläne für die Zeit, wenn Sie in Rente sind?

Die Betreuung des Kunden ist etwas was uns besonders am Herzen liegt. Hier schauen wir nicht nur zurück auf das geleistete, sondern auch nach vorne in die Zukunft. Deswegen freut mich ganz besonders, dass ich in meinem Bereich seit einigen Monaten auf die Unterstützung unseres Masterabsolventen Herrn Wickersheim zählen kann. Er ist eine echte Hilfe und wird sich in den kommenden Monaten auch in den Leitstand einarbeiten und später meine Nachfolge antreten.

Mein Ruhestand wird allerdings noch etwas auf sich warten lassen, da mir die Arbeit am trend-ERP System und mit den Kunden noch zu viel Spaß bereitet. Wenn gesundheitlich nichts dazwischenkommt, möchte ich noch ein paar Jahre weiter machen und meine Erfahrung aus 30 Jahren trend weitergeben.

Vielen Dank dass Sie sich für unsere Fragen die Zeit genommen haben.

Auszeichnung für 30 Jahre Betriebszugehörigkeit

Interview: Dennis Ruf | Foto: trend SWM